Ein Kurzreferat an der 2010er Fachtagung der AG Braille im VBS
von Dirk Asmuth
Da es inzwischen eine recht große Zahl unterschiedlicher Braillezeilen gibt, die sich in vielen Punkten stark voneinander unterscheiden, sollte bei der Wahl der Braillezeile darauf geachtet werden, dass diese möglichst gut an die Bedürfnisse des Nutzers angepasst ist. Die folgende Aufstellung kann hierbei zur Entscheidungshilfe dienen, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Vor der Beantragung oder dem Kauf der Braillezeile muss abgeklärt werden, ob die Braillezeile in ihren Funktionen vollständig an den eingesetzten Screen-Reader angepasst ist. Hierbei darf sich die Anpassung nicht nur auf die absoluten Grundnavigationsmöglichkeiten, wie das Bewegen von 40 Zeichen nach rechts oder links sowie den Einsatz des Cursor-Routings beschränken.
Stationäre Braillezeilen verfügen über ein größeres Lesefeld (60 - 80 Stellen) und müssen meist über eine externe Stromquelle versorgt werden. In der Regel werden diese an fest installierten Arbeitsplätzen eingesetzt. Für den mobilen Einsatz oder für Schüler- oder Studentenausstattungen bieten sich 40-stellige Braillezeilen an, da diese aufgrund ihrer Größe transportabel sind und entweder durch die USB-Schnittstellen oder durch Akkus mit Strom versorgt werden können. Außerdem zeigt die Praxis, dass sich die Kostenübernahme für portable Braillezeilen unproblematischer gestaltet.
Alle Zeilen verfügen über das Cursor-Routing, mit dessen Hilfe der Cursor direkt an die gewünschte Position im Text gezogen werden kann. Unterschiedlich ist hier nur die Form der Routingtasten. Während einige Firmen die Tasten eher stäbchenförmig gestalten, bevorzugen andere runde Knöpfe. In der Regel sind die Routingtasten hinter dem Lesefeld angebracht. Eine Ausnahme stellen hier die neueren Zeilen der Firma Alva dar.
Die verschiedenen Hersteller setzen unterschiedliche Navigationsmöglichkeiten ein. Exemplarisch sollen vier Konzepte kurz erläutert werden, wobei die Reihenfolge der Beispiele keine Wertung darstellt, da jeder Anwender das für ihn beste System selbst finden muss.
Der wohl größte Unterschied bei der Beschaffenheit des Lesefeldes liegt in der flachen oder konkaven Beschaffenheit der Module. Die Firma Handy-Tech setzt ausschließlich konkav geformte nach hinten geneigte Module ein. Hierdurch soll ein entspannteres Lesen ermöglicht werden. Die Zeilen der Firma Papenmeier können wahlweise mit konkaven oder flachen Modulen ausgestattet werden. Die Lesefelder aller anderen Braillezeilen sind flach gestaltet, wobei einige Hersteller (z. B. Alva und Freedom Scientific) durchgehende Lesefelder verwenden, was dazu führt, dass der Leser keine Übergänge mehr zwischen den Braillemodulen spürt. Dadurch soll ein ähnliches Lesegefühl wie auf Papier entstehen.
Beim Einsatz einer Braillezeile sollte dringend darauf geachtet werden, dass diese ergonomisch zur Tastatur ausgerichtet ist. Für die Standardtastatur bieten die meisten Hilfsmittelfirmen Konstruktionen an, mit deren Hilfe die Tastatur erhöht über der Zeile platziert werden kann. Somit ist der Griffweg von der Zeile zur Tastatur nicht so weit. Dies gilt auch für den Einsatz von Braillezeilen am Laptop. Einige Hersteller haben in ihre 40er Zeilen herausklappbare oder herausschiebbare Stellflächen für Laptops integriert. Andere bieten Stellmechanismen an, auf die der Laptop gestellt und in welche die Braillezeile vorne eingeschoben werden kann.
Einige Zeilen bieten die Möglichkeit, Text über eine in die Zeile integrierte Brailletastatur einzugeben. Dies ist vor allem dann interessant, wenn Anwender nicht in der Lage sind, eine Standardtastatur zum Schreiben am PC einzusetzen.
Einige Firmen bieten Zeilen mit einem integrierten Editor bzw. einer integrierten Notizfunktion an. Vorteil dieser Zeilen ist, dass sie auch ohne PC zum Anfertigen von Mitschriften und Notizen eingesetzt werden können.
Zurück zur Seite der AG Braille im VBS
Zurück zur Hauptseite www.braille.ch
URL:
http://www.braille.ch/bz-wahl.htm
Letzte Änderung: 2010-02-16