Fragen und Antworten zum Euro-Zeichen in Braille am Computer und Drucker

gestellt von Vivian Aldridge und beantwortet von Erich Schmid

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Vorbemerkung

Dieser Text ist eine Synthese aus Fragen, die Vivian Aldridge am 18.10.2001 über die E-Mail-Liste der AG Braille im VBS verteilte, sowie die Antworten von Erich Schmid in Wien. Da sich die Situation gar nicht verändert hat - außer dass der Euro auch als Bargeld schon da ist, haben die Fragen und Antworten nicht an Akualität verloren.

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Einleitung von Vivian Aldridge

Es sind keine drei Monate mehr, bis zur Einführung des Euros als Bargeld in Deutschland, Österreich und anderen Ländern. Da ich meinen Wohnsitz in der Schweiz habe, bin ich etwas weniger betroffen als die meisten Listenteilnehmenden. Trotzdem bin ich erstaunt, wie wenig ich zu diesem Thema in Bezug auf die Punktschrift höre, und hätte gerne gewusst, wie andere die brailletechnischen Probleme gelöst haben. Diese Probleme habe ich für mich in drei Bereiche eingeteilt:

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1. Umwandlung mit den SBS-/HBS-Programmen

Frage von Vivian Aldridge

Dass in den deutschen literarischen 6-Punkt-Systemen das Eurozeichen mit Punkt 4, Punkte 1,5 (s. Systematik) dargestellt wird, scheint mir eine der ganz wenigen klaren Tatsachen zu sein.

Meine erste Frage: Wo wird das Windows-Eurozeichen abgefangen, damit es bei der Umwandlung nicht verloren geht und eben mit dieser festgelegten Punktkombination wiedergegeben wird? Ersetzen es die meisten Umwandler/innen schon im Word durch irgendeine Zeichenkombination, damit es bei der Abspeicherung im DOS-Format erhalten bleibt? Oder gibt es einen verbreiteten Listeneintrag für die Umwandlung mittels RTF? Oder ...?

Antwort von Erich Schmid

Die erste Frage, wie HBS auf den Euro vorbereitet ist, ist nicht ganz einfach zu beantworten: Schreibt man in Office2000 in den Standardschriften das Euro-Zeichen, speichert als RTF ab und übersetzt mit HBSR, erscheint das Euro-Zeichen wie in der Systematik festgelegt. Kompliziert wird es, wenn man noch unter DOS die Texte erstellt. Das Euro-Zeichen wird beim Konvertieren als MS-DOS-Text nicht übernommen. Hier muss man nachhelfen und das Zeichen - vielleicht in geschweiften Klammern - hinschreiben. Das wird nur dann zum Problem, wenn das Euro-Zeichen in einer Passage vorkommt, in der es schon geschweifte Klammern gibt. E mit Aigu oder Grave oder Circumflexe führt auch nicht unmittelbar zum Ziel, da die Grundeinstellung von SBSBRL so gewählt ist, dass zwar Punkt 4 gesetzt wird, dann aber der Akzentbuchstabe des Französischen genommen wird, für das e mit Aigu somit alle 6 Punkte. Aber das sind auch noch nicht alle Probleme. Um das letzte Problem besser zu verstehen, muss man mehreres wissen: Welche Zeichen am Bildschirm angezeigt, zum Drucker geschickt, über Ziffernkombinationen der Tastatur eingegeben und in Dateien gespeichert werden, wird in Code-Tabellen festgelegt. Viele dieser Code-Tabellen habe lediglich 256 Zeichen definiert. Erst im Unicode, der ab WINDOWS NT verwendet wird, ist es möglich tausende unterschiedlicher Zeichen zu generieren. Viele Schriftarten sind weiterhin auf eine Menge von 256 Zeichen ausgelegt. In diesen Fällen verdrängt dann das Euro-Zeichen ein anderes Zeichen oder es wird über die Sonderzeichen eingefügt. Über Tastatur kann es meist nur über einen vierstelligen Code eingegeben werden, zB 0128. Leider verdrängt das Eurozeichen in unterschiedlichen Schriftarten das Zeichen nicht immer an derselben Stelle. Und da kommen wir wieder einmal zu den Granzen von HBS: RTFHBS kann nicht wissen, wie in einem bestimmten Zeichensatz das Eurozeichen hineingeschwindelt wurde und rechnet mit dem häufigsten vorkommen, eben auf 0128, das im RTF-Format durch \'80 (Hexadezimaldarstellung) abgebildet wird. Der Listeneintrag für diesen Wert ist bereits vorgenommen. Schreibt man jedoch in einem Font, bei welchem sich das Euro-Zeichen an einer anderen Position befindet, muss man den dementsprechenden Hexadezimalwert herausfinden und dann den Listeneintrag für RTFHBS ergänzen.

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2. Zeichen im "Eurobraille"

Frage von Vivian Aldridge

Da ironischerweise (in Bezug auf den Namen) keine der Eurobraille-Tabellen überhaupt ein Euro-Zeichen besitzt, würde es mich interessieren, was für ein Zeichen im Unterricht vermittelt wird. Da das Euro-Zeichen von Windows nachträglich in viele Schriftartentabellen reingeschmuggelt wurde, nehmen die Hilfsmittelprogramme einfach die Kombination für das verdrängte Zeichen (ohne, dass dies je genormt wurde). Bis jetzt habe ich nur von der Punktekombination 4,5,7 erfahren. Hat dieses technisch bedingtes Braillezeichen sich verselbstständigt und sich selber "eingebürgert" oder gibt es etwa (inoffizielle) Bemühungen, eine andere - vielleicht sinnvollere - Punktkombination zu definieren?

Antwort von Erich Schmid

Mir sind keine Bemühungen bekannt, eine 8-Punkt-Braille-Kombination für das Euro-Zeichen zu definieren. Drei Code-Tabellen (siehe oben) wurden im Eurobraille definiert, eine Ausweitung auf den "Windows-Zeichensatz" (den es ja nicht gibt) und gar auf Unicode ist ein großes Unternehmen und es ist noch keineswegs gelöst, wie man mit 256 Punktkombinationen die Tausende von Zeichen abbilden soll. Da es also derzeit für WINDOWS 9x und höher kein normiertes 8-Punkt-Braille für den deutschen Sprachraum (und meines Wissens nach auch nicht in anderen Ländern) gibt und da das Eurozeichen in unterschiedlichen Zeichensätzen an unterschiedlichen Positionen liegen kann, wird seine Normierung schwer werden. Im Eurobraille galt der Grundsatz, dass gleiche Zeichen in den drei Codetabellen, auch wenn sie an unterschiedlichen Positionen liegen, durch dieselben Punktmuster dargestellt werden. Der Unicode hat aber nicht drei sondern unzählige solcher Tabellen. Es kann daher derzeit passieren, dass eine ungewohnte Punktkombination auf der Braillezeile auftaucht, die das Eurozeichen repräsentiert. Ohne ein Prophet zu sein, kann ich sagen, dass es dafür bis zum 1.1.2002 keine Abhilfe geben wird.

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3. Das Ausdrucken vom Eurobraille

Frage von Vivian Aldridge

Mit welchem Verfahren wird 8-Punkt-Braille ausgedruckt, damit die Darstellung auf Papier genau derjenigen auf der Braillezeile entspricht? Ist der Einsatz von Windows-Druckertreibern weit verbreitet oder hat jemand andere gute Tricks für die Beibehaltung der Punktkombination?

Antwort von Erich Schmid

Auch das Ausdrucken von 8-Punkt-Braille ist nicht ganz unproblematisch. Kennt man die entsprechenden Befehle, kann man die Drucker in den 8-Punkt-Modus versetzen und dann hoffen, dass sie das Eurobraille korrekt wiedergeben. Ich möchte nicht zur allgemeinen Verunsicherung beitragen, muss jedoch erwähnen, dass die internationale Normungsorganisation ISO ein Dokument zur Normierung des 8-Punkt-Braille verabschiedet hat, in welchem es (ganz wenige, aber doch) Abweichungen zum Eurobraille gibt. Weiters ist fraglich, ob alle Brailledrucker tatsächlich Eurobraille für alle 256 Zeichen vorgesehen haben. - Wenn man nun aber aus WINDOWS druckt, kommen wir wieder zu dem Problem, dass Eurobraille nicht für WINDOWS gemacht worden ist. Mir ist lediglich der Druckertreiber WINBRAILLE der Firma Index bekannt*, der hier zum Einsatz kommen könnte, aber ich habe die Ergebnisse noch nicht bis ins Detail kontrolliert.

[* Inzwischen sind wir auch auf das Programm RTFC aufmerksam gemacht worden.]

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Schlussbemerkung von Vivian Aldridge

Ein Austausch wäre sicher für viele interessant, insbesondere deswegen, dass es ein Blödsinn wäre, den 1. Januar punktschriftmäßig uneinheitlich zu begehen. Und ich denke, dass viele Einrichtungen schon einiges an Erfahrung gesammelt haben.

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URL: http://www.braille.ch/euro-f-d.htm
© Vivian Aldridge/Erich Schmid, 2001 (letzte Änderung: 2002.02.10)