Handbuch der Braillenotenschrift |
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«Bei Harmonien, die in Noten von gleichen Werten fortschreiten, wird nur eine Stimme in Noten geschrieben, dagegen die Töne, welche mit ihr zugleich erklingen sollen, als zu dieser Note gehörende Intervalle dargestellt. Bei Harmonien in der oberen Tonlage (Sopran, Alt, Violine, Viola und rechte Hand für Orgel, Pianoforte und Harfe) wird stets der höchste Ton als Note gesetzt; die übrigen werden in absteigender Reihenfolge als Intervalle notiert. Bei den Harmonien in der unteren Tonlage (Tenor, Bass, Violoncello, Contrabass und linke Hand für Orgel, Pianoforte und Harfe) wird stets der tiefste Ton als Note geschrieben, die übrigen werden in aufsteigender Reihenfolge als Intervalle notiert.»
(Aus: «Braille's Musikschrift-System» nach den Beschlüssen des vierten Blindenlehrer-Kongresses zu Köln a.Rh. 1888. Hrsg.: Verein zur Förderung der Blindenbildung. Gedruckt in der Provinzial-Blindenanstalt zu Hannover-Kleefeld, 1899.)
Das obige Zitat, entnommen aus dem «Kölner Protokoll», legte die Lese- und Schreibrichtung für Intervalle fest. Die Konferenz selbst begründete eine Tradition internationaler Zusammenarbeit, die noch heute anhält.
#D/ $@$Y\ Y0 Y# Y* Y) Y: Y-2K
_@_Y\ Y0 Y# Y* Y) Y: Y-2K
Intervalle, deren Umfang mehr als eine Oktave beträgt, werden mit Hilfe derselben Zeichengruppe dargestellt, wobei jedoch ein entsprechendes Oktavzeichen vorangestellt wird. Eine None wird mit dem Intervallzeichen einer Sekund und dem dazugehörigen Oktavzeichen geschrieben, eine Dezime als Terz mit zusätzlichem Oktavzeichen usw.
#C/ $@$8_)8_:7_* P.!02K
Für eine Prim (oder Einklang) muss dem Zeichen für das Oktavintervall ein Oktavzeichen vorangehen. Damit wird deutlich, dass das Intervall auf gleicher Tonhöhe wie die Note klingt.
33#B/ @\L!5X.<%!) 7!)X.!Z!- O!-2K
Folgen einer ausgeschriebenen Note mehrere Intervallzeichen, ist kein Oktavzeichen dazwischen notwendig, es sei denn, dass benachbarte Intervalle eine Oktave oder mehr auseinanderliegen.
#C/ @\L$8-#)8*0:70:* P.0)02K
Sind Akkorde punktiert, stehen die Punkte unmittelbar nach den Noten, wie in Beispiel 5.7 und 5.8. Intervalle haben den gleichen Wert wie die ausgeschriebenen Noten.
Die melodische Intervallabfolge der ausgeschriebenen Noten bestimmt, ob ein Oktavzeichen vor jedem Akkord nötig ist oder nicht.
33 #D/ _@_50*->E.-Z-5-V2K
Folgen sich mehr als drei Akkorde mit identischen Intervallen, können diese verdoppelt werden. Das Intervallzeichen wird nach der ersten Note zweimal gesetzt. Die nachfolgenden Noten dieser Reihe werden ohne Intervallzeichen geschrieben. Die Passage wird abgeschlossen, indem man nach der letzten Note das bzw. die Intervallzeichen wiederholt. Ein Versetzungszeichen bei irgendeinem Intervall ausser der Oktave macht es notwendig, das Verdoppelungsverfahren aufzuheben oder zu unterbrechen.
a)
33#D/ @\L$52005EZ.OEZZ0 O3*40V2K
b)
#C/ _@>W))4W 993)4) T.)2K
In einem Abschnitt mit verdoppelten Oktaven ist es nicht notwendig, die Verdoppelung zu unterbrechen, wenn Versetzungen beim Intervall einer Oktave vorkommen. In einigen Ländern stehen Versetzungszeichen nicht vor einem Oktavintervall, sondern nur vor der ausgeschriebenen Note. Andere Länder zeigen alle Versetzungen, wie sie im Schwarzdruck vorkommen, an.
#C/ _@_D--2FE2JIH-2K
Ein Schlüsselwechsel darf keine Änderung der Leserichtung der Intervalle bewirken.
Verlaufen nicht alle harmonischen Bestandteile eines Taktes rhythmisch gleich, werden sie in Einzelstimmen von gleichem Gesamtwert aufgeteilt. Somit stellt sich der Takt als hintereinandergeschriebene Einzelstimmen dar. Betrifft die Aufteilung einen ganzen Takt, tritt zwischen die Einzelstimmen das Ganztaktstimmenzeichen.
Ein Oktavzeichen muss vor die erste auf ein Stimmenzeichen folgende Note und zu Beginn des nächsten Taktes gesetzt werden, ob dieser Takt ein Stimmenzeichen enthält oder nicht.
Die Reihenfolge der Stimmenschreibung folgt dem gleichen Prinzip wie die Leserichtung der Intervalle. Bei hohen Partien wird die höchste, bei Basspartien die tiefste Stimme zuerst geschrieben.
a)
#D/ $@$Y2@!6567 !]2@!87652K
b)
3#C/ _@_O.2@_90820170 _R.202K
In einigen Schreibordnungen können Intervalle in einzelnen durch Stimmenzeichen getrennten Parts verdoppelt werden. Diese Verdoppelung kann in derselben Stimmengruppe der folgenden Takte fortgeführt werden, solange die Anzahl der Stimmen gleich bleibt.
#E3#C/ _@_O."C2@!4.00J19 _O.2@_9.HW02K
Die in einer Stimme vorkommenden Versetzungszeichen sind nicht automatisch auch für die übrigen Stimmen gültig. In den meisten Ländern besteht die Tendenz, sie in den anderen Stimmen nochmals anzugeben. Davor steht Punkt 5, um zu verdeutlichen, dass die Versetzung im Schwarzdruck nicht erscheint.
#D/ $@.X$E2F3GH2J92@$4.E!26.!3G2K
Manchmal müssen in einem mehrstimmigen Part Pausen eingefügt werden. Auch hier muss Punkt 5 davor stehen.
#D/ $@!90H0X8GX2@!4.!X4.!X2K
Falls nur ein Teil eines Taktes ein Stimmenzeichen erfordert, wird das Teilstimmenzeichen verwendet. Es steht in Verbindung mit dem Teiltaktzeichen, das anzeigt, welcher Taktteil vom Stimmenzeichen betroffen ist.
Wie beim Ganztaktstimmenzeichen muss die erste auf diese Zeichen folgende Note ein Oktavzeichen haben. Wenn das Stimmenzeichen am Ende des Taktes auftritt, muss auch die erste Note des nächsten Taktes mit einem Oktavzeichen versehen werden.
#D/ @\L!8H$D$K$Q!,$4JI $P.)V2K
Versetzungszeichen und Pausen müssen wie beim Ganztaktstimmenzeichen in einer anderen Stimme wiederholt und mit vorangestelltem Punkt 5 kenntlich gemacht werden.
Gewisse Takte benötigen mehr als ein Stimmenzeichen.
22#C/ @#L_Q.2@!V_S2@V!6.1F2K
Im gleichen Takt können Ganztakt- und Teilstimmenzeichen vorkommen.
#D/ @\L!HF$K!I.[G&%[GFE!, !DI!E.YJ^]2@_[2K
Eine andere Möglichkeit, Intervallwechsel anzuzeigen, ohne dass alle Stimmen betroffen sind, ist die Schreibung von Wechselintervallen.
Wenn zwei oder höchstens drei gleichwertige Noten sich unter oder über einer längeren Note bewegen, können Intervallzeichen, die durch Punkt 6 getrennt sind, geschrieben werden.
In nachfolgendem Beispiel stellen die ersten zwei Intervalle halbe Noten und die restlichen Viertelnoten dar.
#D/ $@$[0'* R.0'#'*V2K
Ein Zeichen für Wechselintervalle kann auch dann eingesetzt werden, wenn zwei oder mehr Intervalle im gleichen Rhythmus fortschreiten, in diesem Fall jedoch stehen Punkte 5·6 anstelle von Punkt 6.
#D/ $@$[0*<*0 R.0*<#-<*0V2K
Bedeutet:
#D/ $@$[2@$P0N) $R.!,$605*! 4)$KV2K
Der Gebrauch von Oktavzeichen in der mit Wechselintervallen notierten Stimme ist bestimmt durch die Regeln für Oktavzeichen bei Intervallen, siehe 5.5. Vergleiche nachstehende Beispiele a) und b).
a)
222#F( @\L$7.-'20'-6.)'0'1*2K
b)
222#F( @\L$7.6.2@!G2$E!GH$D1I2K
Bezieht sich eine Versetzung auf ein Wechselintervall, so steht das entsprechende Wechselintervallzeichen vor dem Versetzungszeichen, wie Beispiel 5.26 a) zeigt.
Das Zeichen für Wechselintervalle kann für Chorleiter hilfreich sein. Sein Gebrauch bei Instrumentalmusik scheint unangebracht, wenn der Notentext durch Fingersatz-, Phrasierungs- und Artikulationszeichen kompliziert wird.
Cluster werden in Kapitel XIII, Neue Musik, besprochen.
Ist eine Schwarzschriftnote oder ein Akkord mit einem zusätzlichen Notenhals versehen, kann das mehreres bedeuten: Entweder eine Prim oder einen Einklang (wie in Beispiel 5.4), eine Einzelstimme, die sich teilt (wie in Beispiel 5.20) oder eine Note, die ausgehalten wird, während eine rhythmische Figur weiterläuft. Sofern in letzterem Fall ein Stimmenzeichen nicht zufriedenstellend ist, werden Einklangzeichen zur Angabe des Notenwertes gebraucht. Besitzt eine Note zwei Hälse unterschiedlichen Wertes, wird in Braille der kleinere Wert als Note geschrieben, der grössere erscheint als Einklangzeichen.
Einklangzeichen werden hinter die Note geschrieben, auf die sie sich beziehen; man darf sie nicht von diesen durch einen Takttrennungspunkt trennen. Einklangzeichen können wie Noten punktiert und durch Bindebogen, Haltebogen und Artikulationszeichen näher bestimmt werden.
333$C _@.;_G_KI_A.!E4;1_G_KI_A.!F! 35 ;_F_KI_A.!G6! ;_F_KH_A.!F52K
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