Handbuch der Braillenotenschrift |
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Verzierungen stehen vor den Noten oder Intervallen, auf die sie sich beziehen. Für diese Noten wird kein besonderes Oktavzeichen benötigt.
Die Braillezeichen spiegeln die Symbole wieder, die in der Schwarzschriftausgabe dieses Handbuchs gedruckt sind. Die ausführenden Musiker müssen sich über die Vielfalt der Ausführungsmöglichkeiten bewusst sein. Übertrager sollten jede im Schwarzdruck vorkommende Information zu Bedeutung und/öoder Ausführung vermerken. Seit dem Barockzeitalter haben die Komponisten für gleiche Verzierungen unterschiedliche Benennungen benutzt, unterschiedliche Verzierungen wiederum erhielten die gleiche Bezeichnung. Über die Aufführungspraxis herrscht wenig Übereinstimmung. Der «New Grove»* z.B. zeigt das Drucksymbol für den Triller (Punkte 2·3·5) mit folgenden Definitionen, jede mit ihrer Angabe zur Ausführung und Quelle gefolgt.
Jedes der Beispiele zum Triller in Kapitel XI bezieht sich auf die Definition a) des «New Grove».
* The New Grove Dictionary of Music and Musicians (London: MacMillan Press Limited, 1980), Vol. 13, p. 863.
Das Zeichen + hat für die meisten Ausführenden die allgemeine Bedeutung «Triller». Indessen können Zeitmass, Stil und andere Faktoren die Ausführung beeinflussen. Das gedruckte Trillersymbol zeigt nicht, ob der Triller vorbereitet ist oder mit Doppelschlag endet; es steht somit dem Musiker gegebenenfalls frei, solche Details auszuführen.
Sind in einem Akkord zwei Noten mit Trillerzeichen versehen, müssen beide Noten das Zeichen erhalten.
#B/ +$P+02K
Steht ein einziges Trillerzeichen, gefolgt von einer Schlangenlinie über mehrere Noten, kann eine Weitergeltungslinie (Tabelle 10) wie in Beispiel 11.5 benutzt werden.
#B/ +..$N"C @D.="C ="C @PP.=@. "C$N2L2K
Das gebräuchlichste Symbol für den Vorschlag in modernen Schwarzschriftausgaben ist eine sehr klein gedruckte Note. Ist diese kleine Note schräg durchstrichen, so bedeutet dies einen kurzen Vorschlag. Auch zwei oder mehrere Vorschläge vor einer gewöhnlichen Note müssen rasch ausgeführt werden.
#D/ ?!]C?YC?ZCN?GC6V2K
Ist eine Vorschlagsnote nicht durchstrichen oder bildet sie keinen Teil einer Gruppe, sollte das Zeichen !? (Punkte 5-2·6) benutzt werden. Die Dauer der Verzierung hängt vom Stil des Stücks ab.
33#D/ $S!?H<C7!?F<C5 8.F4V2K
Wenn möglich stehen die Vorschläge auf der gleichen Linie wie die zu verzierenden Noten. Das Zeichen für kurzer Vorschlag kann verdoppelt werden.
#D3#C/ <B!T.??3Y]3^?]>; $FC1E! $EC3DDCJ2K
In jedem der nächsten Beispiele folgt einer Verzierung deren Ausführung. Die rhythmische Genauigkeit kann je nach Stil des Stücks variieren. Diese Beispiele stammen von der Association Valentin Haüy pour le bien des aveugles, Paris. Beispiel 11.9 zeigt im Schwarzdruck einen Doppelschlag zwischen zwei Noten. In Punktschrift steht das Doppelschlagzeichen vor der ersten der beiden Noten.
#C/ /$N62K. $4.ONTN62K
In Beispiel 11.10 verdeutlicht Punkt 6 vor dem Doppelschlagzeichen, dass es im Schwarzdruck direkt über der Note steht. In Punktschrift wird es jedoch vor die Note gesetzt.
#B/ '/$462K. $ZDJD62K
Die Punkte 1·2·3 nach einem Doppelschlagzeichen geben einen umgekehrten Doppelschlag /L wieder. Im Schwarzdruckbeispiel 11.11 a) steht dieses Zeichen zwischen zwei Noten, in b) direkt über einer Note.
a)
#C/ /L$N62K. $4.TNON62K
b)
#B/ '/L$462K. !]DED62K
Versetzungszeichen über oder unter einer Verzierung im Schwarzdruck stehen in Punktschrift vor dem entsprechenden Zeichen. Erscheint das Versetzungszeichen unter dem Schwarzdrucksymbol, wird in Braille Punkt 6 davorgesetzt. In Beispiel 11.12 a) hat die untere Note des Doppelschlags ein Kreuz, und in b) haben beide Wechselnoten eine Versetzung. Bei jeder Art Verzierung werden Versetzungen auf diese Weise angegeben.
a)
#D/ '3/!R$4V2K. !8.SR3QR$4V2K
b)
#D/ 2'3/!R$4V2K. !8.2SR3QR$4V2K
Triller werden im Schwarzdruck mit den Buchstaben «tr» oder einer Zickzacklinie mit «v»-förmigen Spitzen angegeben. Eine sehr kurze Zickzacklinie mit nur zwei oder drei Spitzen wurde in früheren Handbüchern oft missverständlich bezeichnet. Der allgemein gebräuchliche Name für diese Verzierung ist «Pralltriller». Er verwendet die obere Hilfsnote ein- oder zweimal und wird schnell ausgeführt.
#B/ !+$4V2K. $NOD.V2K
Das Zeichen <+ steht für einen langen Pralltriller. Wie bei anderen Verzierungen kann dessen Schnelligkeit und rhythmische Gestaltung, unter Berücksichtigung des Komponisten und der Kompositionsperiode, je nach Interpretation des Ausführenden unterschiedlich ausfallen.
Ein Mordent wird im Schwarzdruck mit dem gleichen Symbol angezeigt wie ein Pralltriller, jedoch mit einem kurzen vertikalen oder diagonalen Strich versehen. Beim kurzen Mordent a) wird die untere Wechselnote ein- oder zweimal, beim langen Mordent b) mehr als zweimal ausgeführt.
a)
#B/ !+L$4V2K. $NTD.V2K
b)
#B/ <+L$4V2K. $NTNTDV2K
Ist eine Verzierung mit Fingersatz versehen, steht das Verzierungszeichen vor der Note oder dem Intervall und der Fingersatz unmittelbar danach.
#D/ $@.+!RL,L0"C?3%?[$4)V '3'/W,LB051)!80V2K
Die Verdoppelung von Intervallen kann auch bei Verzierungen verwendet werden.
#B/ $@$Y00EDE?Y?ZFZY02K
Für den kurzen Vorschlag in Beispiel 11.18 muss die Verdoppelung unterbrochen werden.
3#C( $@$Z00]$FE0 ?EY00]DE02K
Im Schwarzdruck treten Symbole auf, die eine Kombination von Verzierungen bedeuten. Beispielsweise bedeutet ein schlingenförmig endendes Trillerzeichen einen Doppelschlag oder umgekehrten Doppelschlag. In diesem Fall kann eine Kombination von Punktschriftzeichen verwendet werden. Ein Trillerzeichen, gefolgt vom entsprechenden Doppelschlagzeichen, kann dem Punktschrift-Leser die nötige Information vermitteln.
Das Zeichen für Arpeggio aufwärts @K steht vor einem Akkord. Ist ein Stimmenzeichen nötig, steht dieses Zeichen vor allen Noten oder Akkorden, die arpeggiert werden. Erstreckt sich das Arpeggio über mehr als ein Liniensystem, wird das Zeichen !@K vor den Noten und Akkorden in allen betroffenen Liniensystemen gesetzt. Vgl. auch Beispiele 17.36 und 17.37.
22#B/ $@!@K$4\*40*2@!@K!D1E262K _@!@K>7*:7*:2@!@K_7GH2K
Für die Schreibung der «Bebung» in Braille muss die Anzahl der Staccatozeichen und die Zahl der Punkte im Schwarzdruck identisch sein.
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