Handbuch der Braillenotenschrift
Inhalt   Register   Tabellen   Index

XIV. Allgemeine Gliederung einer Übertragung


14.1

Die erfolgreich getroffenen internationalen Vereinbarungen und auch die weitere Entwicklung datengestützter Verzeichnisse erlauben den Zugang zu Übertragungen verschiedener Länder. Für diese können die nachfolgenden allgemeinen Bemerkungen hilfreich sein, zumal dadurch auch der Gebrauch von Braillenoten grössere internationale Verbreitung findet.

 


A. Titelseiten und Erklärungen zur Übertragung


14.2

Gleichgültig, ob ein Land der Übereinkunft folgt, in Notenübertragungen keine Kurzschrift zu verwenden, ist es überaus wichtig, auf der Titelseite und in den Anmerkungen keine Kürzungen anzuwenden. Dies betrifft insbesondere Name und Adresse der Organisationen, bei denen die Noten bezogen werden können, sowie Titel des Werkes und Name des Komponisten; auch Anmerkungen zu landesüblichen und besonderen Zeichen müssen in ungekürzter Form geschrieben werden.


14.3

Erscheint im Schwarzdruck eine ISBN-Nummer, ist diese für Bibliothekare sehr nützlich. Die ISBN-Nummer sollte auf der Titelseite oder im Impressum jeder Punktschrift-Ausgabe vermerkt sein.


14.4

Auf der Seite mit den Erläuterungen müssen vermerkt sein:

  1. Alle in diesem Handbuch nicht angeführten Zeichen.
  2. Landesübliche Zeichen für Plus, Minus, Schrägstrich, Kursivdruck usw., falls diese in der Übertragung vorkommen.
  3. Zeichen für Akzentbuchstaben.
  4. Beschreibungen der Ergänzungen des Herausgebers, Angaben des Schwarzdrucks, wie z.B. arabische oder römische Zahlen zur Bezeichnung der Lagen bei Streichernoten, unübliche Symbole des Schwarzdrucks, wie Pfeile oder ähnliche visuelle Hilfen. Solche Hinweise sind besonders wichtig für blinde Lehrer, die mit sehenden Schülern arbeiten.

 


B. Allgemeine Angaben zum Notentext


Zeichen von Tabelle 14


14.5

Das Präfix '. kündigt Notenzeilen oder -abschnitte an und wird je nach Land unterschiedlich gehandhabt. Innerhalb eines Worttextes kann es die Rückkehr zur Notenschrift bedeuten. Innerhalb der Notenschrift zeigt es eine (runde) Klammer an. In diesem Fall steht das Zeichen vor und nach den Noten, Fingersätzen oder anderen Angaben, die im Schwarzdruck in Klammern stehen.


14.6

In manchen Ländern steht das Präfix <; vor jeder Zeile oder jedem Abschnitt eines Vokaltextes, zur Unterscheidung von Text und Musik; siehe Beispiel 16.7. Es wird auch benutzt, um Textmaterial in anderen Zusammenhängen anzukündigen.


14.7

Erscheint das Zeichen <; in Noten für Tasteninstrumente oder Kammermusik innerhalb eines Taktes, wird es in mehr als einer Stimme zu finden sein. In diesem Fall zeigt es nämlich ein Zusammentreffen von gewissen Noten in zwei oder mehreren Parts an. Beispiel 15.13 zeigt seine Anwendung in Noten für Tasteninstrumente. Das Zeichen kann aber in jeder Form von Ensemblemusik nützlich sein, insbesondere zur Koordinierung von Gesangsnoten in einem zeitgenössischen Ensemblewerk.


14.8

Wird Punkt 5 von einem Leerfeld gefolgt, dient er als Takttrennungspunkt. Dieses Zeichen erscheint insbesondere am Ende einer Punktschriftlinie, vor einem längeren Worteinschub oder nach einem Wiederholungszeichen, wenn der Takt nicht beendet ist und das Stück später fortgesetzt wird.


14.9

Das Symbol !: zeigt einen Schwarzdruckseitenwechsel an. Es kann allein stehen oder mit anschliessender Angabe der Schwarzdruckseitenzahl verwendet werden. Dieses Zeichen kann sowohl mitten im Notentext als auch an anderen Stellen vorkommen. Glücklicherweise erkennen die meisten Länder den Nutzen der Angabe der Schwarzdruckseitenzahlen.


14.10

Seitenzahlen des Schwarz- sowie Punktdrucks können zu Beginn eines Abschnitts oder an anderer Stelle mittels einer Kombination von hoch- und tiefgestellten Zahlen geschrieben werden, wie folgende Angabe, für Seite 13 in Punktschrift und Seite 10 im Schwarzdruck, zeigt. Die Reihenfolge kann auch umgekehrt sein (Schwarzdruckseite zuerst), muss aber im gesamten Werk gleich bleiben; z.B. #,:AJ


14.11

Zu den weiteren Anwendungen hoch- und tiefgestellter Zahlenkombinationen gehören Seitenzahl mit Nummer des Fünfliniensystems, Abschnittsnummer mit Taktnummer, Abschnittsnummer mit Nummer des Fünfliniensystems usw.


14.12

Ein Auftakt am Anfang eines Stückes oder Satzes wird mit 0 (Null) numeriert. Bezieht sich eine Taktnummer innerhalb eines Stücks auf einen unvollständigen Takt, so folgt ihr Punkt 3. Die Nummern können hoch- oder tiefgestellt erscheinen. Folgendes Beispiel zeigt eine Passage, die mit einem Auftakt zu Takt 16 beginnt und mit Takt 32 endet: #AE.-CB oder #,?.-:;


14.13

Bei Noten für Tasteninstrumente in der Schreibweise Takt über Takt steht die Taktnummer ohne vorangestelltes Zahlzeichen am linken Rand und bezieht sich auf alle Parts dieses Systems, d.h. rechte Hand, linke Hand und Pedal. Erscheint vor dem Präfix für die linke Hand eine zusätzliche Zahl ohne Zahlzeichen, bezeichnet diese das Liniensystem der Schwarzdruckseite. Beispiel 14.13 zeigt, dass der Anfang von Takt 16 im Schwarzdruck zu Beginn des dritten Liniensystems steht.

Beispiel 14.13

AF $@...
  C_@...

14.14

Die Angabe von Liniensystemnummern bietet im Unterricht mit sehenden Schülern eine zusätzliche Hilfe. Diese Nummern stehen oft am Anfang eines Abschnitts, und manche Stücke werden so übertragen, dass die Länge ihrer Abschnitte derjenigen der Fünfliniensysteme des Schwarzdrucks entsprechen.


14.15

Das Zeichen !L steht vor einer musikalischen Ergänzung des Herausgebers. Häufig handelt es sich dabei um Bindebogen in Form von punktierten Linien, wie Beispiel 6.10 zeigt. Andere Beispiele für Ergänzungen des Herausgebers sind unten angeführt: Crescendo- und Diminuendowinkel sind in gestrichelten Linien gedruckt, was angibt, dass sie vom Herausgeber stammen. In Punktschrift steht vor beiden Angaben das Zeichen !L. Das Ritardando ist ebenfalls vom Herausgeber beigefügt, aber in Klammern gedruckt, daher wird es in Punktschrift als eingeklammertes Wort wiedergegeben.

Beispiel 14.15

              3#C/
$@$O."C2K
_@!L@C_W0C@=RITARD.=!8.C!L@D!FC2K
Abb. b1415

14.16

Das internationale Zeichen für ein Sternchen im Notentext ist @?*. Dieses Zeichen steht vor der Verweisstelle und wird am Anfang der Fussnote wiederholt; siehe Beispiel 8.9.


14.17

Die international vereinbarte Darstellung von Metronomangaben benutzt die Punkte 2·3·5·6 anstelle des Schwarzdruck-Gleichheitszeichens sowie die Note C zur Angabe der Notenwerte. Jedes in der Metronomangabe vorkommende Wort muss in Punktschrift übertragen werden. Beispiel 14.17 zeigt verschiedene Metronomangaben, wobei c) meistens zwischen zwei Abschnitten in Verbindung mit einem Tempowechsel vorkommt.

Beispiel 14.17

a) D=#GB-HJ Abb. b1417a
b) CIRCA 4=#AJF Abb. b1417b
c) 4=N Abb. b1417c

14.18

Eine Angabe zum Tempo oder Vortragscharakter am Anfang eines Stücks oder einzelnen Abschnitts wird in einigen Ländern von einem Satzpunkt gefolgt, ausser sie sei die einzige Information in der Punktschrift-Zeile. Die übliche Reihenfolge der Informationen zu Beginn eines Stücks lautet: Vortragsbezeichnung, Metronomangabe, Tonart- und Taktangabe.


14.19

Eventuelle Informationen am Ende eines Stücks, z.B. dessen Aufführungsdauer, müssen mit sämtlichen Abkürzungen des Schwarzdrucks (z.B. 6 Min. 30 Sek.) in Punktschrift übertragen werden. Erscheinen im Schwarzdruck Symbole statt Wörter oder Abkürzungen, werden die entsprechenden Punktschriftzeichen verwendet.

Beispiel 14.19

#F MIN. #CJ SEK.

Seitenanfang
Inhalt   Register   Tabellen   Index